20. März 2012

Schreiben und Fotografien

Reiseberichte sind harte Arbeit


















Velofahrten, Wanderungen, Skitouren, Langlauf, Städte- und Bahnreisen: Das Abenteuer liegt so nah. Ich mache in meinen Berichten gerne auf die vielen Möglichkeiten aufmerksam, die es ohne Flug aber oft mit dem Zug zu entdecken gibt. Seien es Viertausender in den Alpen, sportliche oder gemütliche Radfahrten nach Frankreich in Deutschland, in Tschechien, in der Schweiz oder anderswo. Ich fotografiere dabei selber. Mein Credo: Reiseberichte sind nicht nur nützliche Vorschläge, sie sollen auch unterhaltsamer Lesestoff für jene sein, die zuhause bleiben. Also keine Nullachtfünzehn-Geschichten und keine PR-Sprache. Wörter wie „wildromantisch“ und „hautnah“ gibt es bei mir nicht. Reportagen zu schreiben ist auch ein Vergnügen, aber es ist zunächst einmal harte „Büez“.

Anfragen unter
peter.pk.krebs@bluewin.ch



Zitate und Bilder


Peter Krebs
Der Monsteradler überblickt den Simplonpass (Bild: Peter Krebs)
 
„Auf dem Dorfplatz abseits der Hauptstrasse plätschert friedlich und unbeachtet ein Brunnen. Nebenan, im Restaurant Simplon, wird uns am Mittag ein exzellenter, mit einheimischem Käse und Trockenfleisch beladener Walliser Teller aufgetischt. Wem der Sinn nach Zucker steht, dem seien die Simpler Härzjini empfohlen, luftige Butterbiscuits, die in der Bäckerei feilgeboten werden. Ich mache meine schöne Begleiterin darauf aufmerksam, wie leicht die vielen süssen Herzen zu tragen sind. Pass nur auf, sie brechen auch leicht, entgegnet sie.“
Via 4, 2006; Der Monsteradler und die freien Wandervögel



„Gänsegeier entfernen sich bis zu 100 Kilometer von ihrem Horst, um nach Aas zu suchen. Und weil tote Tiere in den Pyrenäen oft liegen bleiben, finden die Greifvögel leichter Nahrung als in den Alpen. 4500 Paare sollen in dem Gebirge hausen, das Iberien von Frankreich trennt. Dazu kommen die Bart- und Schmutzgeier. Auf einer Wanderung durch die Pyrenäen ist man unter ständiger Beobachtung der mächtigen Vögel, deren scheinbar regungslose Segeltechnik sie majestätisch, sogar bedrohlich erscheinen lässt. Sie kamen jetzt zurück, flogen auf unseren Felsen zu, in dessen Nischen sich ihre Horste befanden, die zu entdecken wir uns kletternd aufmachten. Das war ziemlich aufregend, und so sandte ich von einem schmalen Felsband aus per SMS einen Feriengruss an meine Arbeitskollegin: „Ich stehe am Abgrund, über mir kreisen die Geier. Es ist wie im Büro.“
Via 8, 2006; Unter Geiern















„So spazieren wir durch unsere douce France, mal hart strampelnd, mal fliegend. Mal treibt uns der Wind vorwärts, dann stellt er sich in den Weg, als ein übel gelaunter, eifersüchtiger Spielverderber. Wir sehen Dutzende von Dörfern und Weilern. Sie werden für einen Moment zum Zentrum des Daseins, weil sie uns als Wegweiser dienen, für die Mittagsrast, als Nachtlager. Bald sinken sie hinab in den Ozean des Vergessens.“
VCS-Magazin 3, 2008; Das Geheimnis der France profonde

„In Neustreliz hatten mir schwäbische Radritter, die die Tour in umgekehrter Richtung absolvierten, die dänische Provinzgastronomie in düsteren Farben gemalt. Es seien vorwiegend Pizzerien anzutreffen, und allgemein sei etwas faul am Salat in Dänemark. Das Städtchen Præstø bestätigt das. Aber die niedrigen Häuser geben ein so sympathisches Gassenbild ab, dass ich die globalisierten Gaumenfreuden ohne zu Murren mit Kronen und Øre vergüte. Die wenigstens haben überlebt.“
VCS-Magazin 2, 2008; Ritt durch den mittleren Norden















„Es hat im Forst Rehe, Füchse und Hasen, die sich Gutenacht sagen, sowie im Herbst Jäger mit Schiessgewehren. Der Wald ist beliebt bei Jung und Alt. Sie kommen mit Hunden, den Robidog-Sack um die Leine gebunden, mit Jogging-Schuhen und scheppernden Stöcken, die das Spazieren zum Walken veredeln. Manche kommen auch mit gar nichts, andere wiederum mit Veloanhängern voller leerer Flaschen, die sie am Glasbrunnen füllen. Der Glasbrunnen ist das Zentrum des Bremers, sein überströmendes Herz. Einige halten die Geländemulde, in der ein Quelle entspringt, um sich fröhlich auf den kurzen Lebensweg zur Aare zu begeben, für eine Art Heiligtum; ein Kraftort sei es, raunen die Spezialisten und messen die Boviseinheiten.“
VCS-Magazin 2, 2009; Neue Wanderungen braucht die Stadt














„Der letzte Winter erfreute die Langläufer. Im Jura lag vier Monate lang Schnee in Hülle und Fülle. Es begann schon in der zweiten Novemberhälfte ausgiebig zu schneien. In grossen, nassen Flocken zuerst, dann feiner. Die Schneemassen türmten sich immer höher auf, sie bedeckten die Weiden, vergruben die Wege, verzuckerten die Tannen und setzten den Dächern und Kaminen Bäckerhauben auf. Die Jurabahnen rollten zwischen hohen Mauern nach Le Creux-des-Biches und La Large Journée.“
VCS-Magazin 6, 2009; Die grossen, weiten Tage


Peter Krebs, Bern












"Was den Zweck betrifft, ist Hietzing ein höchst altwienerischer Bahnhof: Er diente allein seiner Majestät, die hier mitsamt ihres Gefolges den Kaiserzug der Stadtbahn betreten konnte. Franz Joseph der I., der allem Modernen misstraute, soll seinen Privatbahnhof jedoch nur zweimal benutzt haben, was nicht sehr kostenbewusst war. Heute ist die Station herausgeputzt, hat aber den Betrieb eingestellt: exakt wie das ganze Kaisertum."
VCS-Magazin 6, 2009; Jenseits von Schönbrunn